Die Hoffnung stirbt zuletzt – und das ist auch gut so!
Liebe Leserin, lieber Leser!
„Die Hoffnung stirbt zuletzt!“ Dieses geflügelte Sprichwort kennen die meisten von uns. Dieser Satz aber aus dem Mund eines Patienten gesprochen, der zum wiederholten Male zur Drogenentgiftung in der Klinik ist, bekommt eine andere, ja, eine für ihn existentielle Dimension. Ein weiteres Scheitern seiner doch so großen Hoffnung auf ein drogenfreies Leben, könnte in der Tat ganz konkret seinen Tod bedeuten. Und so bleibt mit jedem Therapiebeginn die Hoffnung auf einen Neuanfang und der sehnsuchtsvolle Wunsch nach einem gelingenden Leben ohne Sucht und Drogen.
„Ich hoffe, nach all dem Dunkel wieder ins Leben zurückzufinden.“- Diesen Satz sagte mir eine Patientin im Gespräch, welche mit schweren Depressionen zu kämpfen hat. Da ist wieder dieses sehnsuchtsvolle Hoffen auf gelingendes Leben und Heilung.
Ja, das mit der Hoffnung ist schon wirklich eine merkwürdige Sache – und doch hält sie uns in den verfahrensten Situationen unseres Lebens irgendwie über Wasser. Man weiß manchmal wirklich nicht, wie es im Leben weitergehen soll, aber man ahnt, dass es nicht das Ende sein kann.
„Die Hoffnung stirbt zuletzt!“- das klingt fast wie eine Durchhalteparole, vielleicht sogar etwas abgedroschen, aber doch im Kern zutiefst wahr. Denn was, liebe Leserin, lieber Leser, wäre denn die Alternative? Hoffnungslosigkeit? Resignation? Sich ins Schneckenhaus zurückzuziehen und die Decke über den Kopf zu ziehen? Wir Menschen haben eine faszinierende Fähigkeit: eben selbst im Dunkel noch ein Licht zu sehen.
Das ist kein naives Schönreden. Hoffnung ist auch keine Wunschmaschine, die uns genau das liefert, was wir uns erträumen. Manchmal erfüllt sich ein Wunsch, manchmal öffnet sich eine ganz andere Tür, und manchmal geht es einfach nur darum durchzuhalten, bis sich das Blatt wendet. Und oft genug zeigt sich ja erst im Rückblick, dass das Durchhalten sich gelohnt hat.
Interessanterweise spielt genau diese Art von Hoffnung in fast allen Religionen eine Rolle. In der Bibel ist Hoffnung nichts für weltfremde Träumer, sondern etwas, was existentiell Kraft gibt.
Der Apostel Paulus schreibt: „Denn auf Hoffnung hin sind wir gerettet.“ (Röm. 8,24)
Anders gesagt: Wir haben nicht alles in der Hand, aber wir erahnen, dass da etwas ist, was das Leben trägt.
Nein, man muss nicht religiös sein, um Hoffnung zu haben. Aber es schadet eben auch nicht, sich dann und wann mal zu fragen, woher sie denn kommt.
Wer aber so in seinem Leben immer wieder suchend unterwegs ist, den kann mal wohl als einen „Pilger der Hoffnung“ bezeichnen. Lassen wir uns daher im Heiligen Jahr 2025 auch in unserem Pastoralen Raum Marsberg als Hoffnungssuchende auf dieses gemeinsame Wagnis ein und öffnen unsere Augen neu und entdecken, wo Hoffnung schon längst gelebt wird.
Schließlich gilt doch ganz gewiss der Satz: „Die Hoffnung stirbt zuletzt – und das ist auch gut so!“
Ihnen allen wünsche ich einen gesegneten Sonntag und einen hoffnungsvollen Start in die neue Woche.
Ihr Björn Kölber, Kath. Klinikseelsorger in den LWL-Einrichtungen